Im Glas: The Glenlivet Nadurra Oloroso

Nadurra Oloroso TastingBereits seit einigen Monaten wissen wir: The Glenlivet bringt eine neue Nadurra-Serie heraus und startet mit dem Nadurra Oloroso. Jetzt ist er in Deutschland erschienen und fand gestern Abend den Weg in mein Glas. Wird der vollständig im First Fill Oloroso Sherryfässern gereifte Single Malt darüber hinwegtrösten können, dass im Zuge des neuen Releases der bisherige Glenlivet Nadurra 16 Jahre allmählich aus den Regalen verschwinden wird? Immerhin müssen wir uns jetzt beim neuen Nadurra Oloroso – und vermutlich auch bei den weiteren Abfüllungen der Nadurra-Serie – von der Altersangabe verabschieden.

Satte 60,7 % vol. verheißt das Label, das zudem Auskunft über das Batch gibt: OL0614. Bottled 6/14 steht noch dabei, womit der Code des Batches geknackt wäre… Über die Größe des Batches habe ich noch keine Angaben gefunden, nur von „small batches“ ist die Rede. „Nadurra“ steht für „Natürlichkeit“, der Single Malt ist weder gefärbt noch kältefiltriert und kommt in Fassstärke in die Flaschen. Die schwankt von Batch zu Batch anscheinend sehr, denn in britischen Blogs hatte ich vor Monaten bereits über den Nadurra vom Batch OL0314 gelesen, der „nur“ 48% vol. aufwies.
Genug der Fakten, gehen wir über zum subjektiven Eindruck:

Tasting The Glenlivet Nadurra Oloroso

Nadurra OlorosoFarbe: Sattes Rotgold

Nase: Holla, da kommt mir sofort der Alkohol entgegen.Trockenfrüchte, Pfirsich – nein, Aprikose. Leichter Karamell, Gewürze wie Nelke. Kakao. Etwas Vanille?

Geschmack: Der erste Schluck ist gewaltig. Den Alkohol muss man erst mal aushalten und der Zunge einen Moment Zeit geben, sich von dem Schock zu erholen (Hätte mich vielleicht vorher mit einem anderen Whisky erstmal „rantrinken“ sollen…). Der zweite Schluck dann präsentiert den Nadurra Oloroso: Rosinen, getrocknete Aprikose, süß – aber nicht zu süß. Der Nadurra bleibt lebendig und powervoll, legt sich nicht breit und cremig auf die Zunge wie ein alter Sherrywhisky. Gewürze entwickeln sich. Anis. Lakritze? Zimt? Bitterorange. Dunkle Schokolade.

Finish: Ein sehr warmes, würziges und trockenes Finish. Der Sherry klingt noch lange nach. Und irgendwie ist dann da noch ein Aroma, das mich an den Geruch einer leeren Zigarrenschachtel erinnert. Kein Rauch, nein, aber Holz und Tabak.

Nach einer Weile ein neuer Versuch: Ein Schluck Nadurra Oloroso mit etwas Wasser darin: Gaumenfreundlicher, die Gewürze entwickeln sich stärker, die fruchtige Süße geht etwas zurück und eher in Richtung brauner Zucker. Malzige Aromen kommen durch. Auch jetzt bleibt das Finish lang und intensiv. Ein paar Tropfen Wasser tun ihm gut und der Alkohol betäubt die Zunge nicht ganz so sehr.

Insgesamt: Ein aromatischer, wärmender Sherrywhisky, der aber nicht in Richtung „Kaminfeuer anmachen und wohlig ausstrecken“ geht. Dieser Oloroso ist mitreißend und macht wach. Bewertung? 8 von 10 würde ich sagen, wenn ich müsste… Muss ich aber nicht 🙂

Nadurra Oloroso Kombi