Finest Spirits 2014: Whisky und mehr

Die Messezeit ist angebrochen und da ich es zur Hanse-Spirit nicht geschafft hatte, war meine erste Spirituosenmesse dieses Jahr die Finest Spirits in München vom 14.-16. Februar. Ich schreibe bewusst nicht „Whiskymesse“, denn das würde dem Baby von Veranstalter Frank Böer absolut nicht gerecht werden. Die Finest Spirits ist mehr.

Die Mehrzahl der rund 100 Aussteller (die Halle war voll, mehr ging nicht) hatte mit Whisky zu tun, das lässt sich nicht leugnen. Seien es die Großen des Business wie Diageo, Pernod Ricard und Beam, oder die vielen kleineren Brenner, Abfüller oder Händler, die hier vertreten waren. Ein leckerer Dram am anderen – die Finest Spirits ist nach wie vor ein Paradies für jeden Whiskyliebhaber.
Aber eben auch für Freunde anderer Spirituosen. Wer für Rum schwärmt, für Gin oder Wodka kam hier ebenso auf seine Kosten. Ein zentrales Element der Finest Spirits war auch in den vergangenen Jahren immer der Barbereich und die Barschule München begeisterte die Fans leckerer Cocktails auch dieses Mal wieder mit ihren Drinks. Genauso wie Richi vom „Wasserwerk“ in München, einer Punkrock Bar, die längst kein Geheimtipp mehr ist. Er stand hinter der Theke der Finest Spirits Bar, die sich diesmal speziell dem Thema Gin & Tonic widmete. Getreu dem Hauptthema der Finest Spirits 2014: Home Bar – was kann man zuhause ohne großen Aufwand an Köstlichkeiten aus Spirituosen mixen? Aber dies ist ein Whiskyblog und deshalb legen wir an diesen Ständen jetzt keinen Stopp ein. Ich zeige euch stattdessen, an welchen Whiskyhighlights ich bei meinem Dreitage-Marathon vorbeikam – oder vielmehr stehen blieb….

Dennis und sein Glen Grant Five Decades

Das erste Highlight gab es gleich zu Beginn des Freitagnachmittags, als ich mich mit dem Pressetross zum kleinen Messerundgang aufmachte. Frank Böer führte uns zu Glen Grant, einem der diesjährigen Premium Partner. Wir bekamen den Glen Grant Five Decades ins Glas – als ersten Dram des Tages so eine Hausnummer, kaum zu glauben! Nur 555 Flaschen kamen davon letztes Jahr nach Deutschland, trotz eines Preises um 100 Euro herum waren sie nach kurzer Zeit ausverkauft. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, erschien Dennis Malcom, Master Distiller von Glen Grant, zu dessen 50. Jubiläum dieser Five Decades herausgegeben wurde, höchstpersönlich. Whiskys aus allen 5 Jahrzehnten wurden für den Five Decades von ihm persönlich geblendet. Bourbonfässer, Sherryfässer, first fill , second fill… Das Ergebnis ist ein cremiger, leicht floraler Whisky. Orange, Nuss, Honig, Vanille – auch eine Spur Rauch ist da, die den ganz alten Fässern zu verdanken ist. Definitv lecker. Ein nettes Geplänkel mit Dennis ließ mich gleich den Anschluss an meine Gruppe verlieren – wie peinlich…Schnell weiter also und auch die weiteren vier Premium-Partner der Finest Spirits 2014 besucht:  Bulleit (der Rye wurde als ideale Basis für Coktails vorgestellt), Chivas Regal (mein erster Chivas-Cocktail…), Andrea Caminneci mit seiner leckeren Dram Collection und Laphroaig.

Laphroaig Select

Bei Laphroaig schien sich ein weiterer Höhepunkt anzubahnen, denn Jens Rosenberg kredenzte den neuen Laphroaig Select. Diese Abfüllung ist schon länger im Gespräch, erscheint aber erst im März in Deutschland. Die Flasche durfte nicht fotografiert werden – vielleicht deshalb, weil dort noch „Select Cask“ drauf stand und jetzt anscheinend nur noch die Rede von „Select“ war? Select klingt sehr nach besonderer Auswahl. Der Dram selbst war dann aber eine Enttäuschung: Schön rauchig wie immer bei Laphroaig, aber ansonsten sehr flach und nichtssagend. Definitiv kein Highlight für mich. Zusammengestellt wird der NAS Whisky aus Virgin Oak Casks, European Oak und American Oak. Es kommt 10-jähriger Laphroaig hinzu, Quarter Cask, Triple Wood und PX. Ich hoffe, ich habe es richtig in Erinnerung, sonst widersprecht bitte. Die Liste klingt für mich irgendwie mehr nach Collect statt Select. Ich habe mir aber ein Sample mitgenommen für zuhause, jeder verdient eine zweite Chance. Mal sehen.

Cara lächelt und schwärmt vom Whisky

Nachdem der Presserundgang beendet war und die Halle sich nach der offiziellen Öffnung der Türen schnell füllte, machte ich mich auf zum Stand von Douglas Laing. Hier wickelte Cara Laing mit strahlendem Lächeln und Charme alle um den Finger. Stolz präsentierte sie die Old Particular Range, die im Oktober letzten Jahres erschienen ist. Single Cask Abfüllungen, unverfälscht, ohne Farbstoffe, unchillfiltered. Er sei fast wie direkt aus dem Fass, schwärmte Cara, die mir erzählte, dass sie bis zum Alter von 17, 18 Jahren eigentlich gar nichts mit Whisky anfangen konnte:“ I hated the stuff“. Jetzt leitet sie die Marketingabteilung von Douglas Laing und ist Feuer und Flamme für das Wasser des Lebens. Ob Cara denn ein guter Boss ist, frage ich den Mann, der hinter dem Stand neben ihr stand. Er lächelte. Ja, das sei sie. Cara lächelte auch. „That’s my husband“. Ups….
Die Antwort auf die Frage nach ihrem Lieblingswhisky kam schnell: Big Peat – sie ist ein großer Islay Fan. Aber sie mag auch andere Whiskys, den 21-jährigen Mortlach aus der Reihe Douglas Laing Director’s Cut beispielsweise, den sie mir wärmstens empfiehlt und einschenkt. 56,7% geballtes Aroma, first fill Sherry Butt. Sehr dunkel, deutlicher Sherry, Rosine, Pflaume, angenehm würzig, sehr trocken, ein warmer, langer Nachklang. Ein schöner Winterabend-vor-dem-Kamin-Whisky.

Machen wir doch mal ein Fass auf!

Von einem der größten zu einem der kleinsten Abfüller führte mich der Weg anschließend. Lorenz Schreier von Tasting Fellows hatte ein besonderes Spektakel angekündigt: Er würde das leere Fass aufschneiden, in dem sein jüngst abgefüllter Glenburgie 21 Jahre lang gelagert hatte. Einmal die Nase tief in ein Whiskyfass hineinhängen, das wollten jede Menge Schau- und Riechlustige, die erschienen waren und einen großen Halbkreis um den stichsägeschwingenden Inhaber von Tasting Fellows bildeten. Der meisterte die handwerkliche Herausforderung hervorragend und lupfte nach kurzer Zeit den Deckel des Whiskyfasses.

Der Duft in der Nase genügte mir aber nicht, natürlich musste ich den Glenburgie auch probieren. 57,7% bringt der Speysider ins Glas, vereint Honig, Vanille, helle Frucht und einen Hauch von Mandeln. Ein leichter, aber dennoch aromatischer Tropfen. Bei der Auswahl dieses Fasses hat Lorenz Schreier ein gutes Händchen bewiesen. Mehr werde ich erstmal nicht über diesen Abfüller aus Leidenschaft berichten, denn ihm widme ich in Kürze einen eigenen Beitrag mit Interview (edit 24.02.: Das Interview findet ihr jetzt hier).
Mit einem Schwätzchen mit Lukas Ebensperger am Stand von PUNI (über die neue Südtiroler Brennerei habe ich ja hier neulich bereits ausführlich berichtet) und Hans Baumberger von der Schweizer Brennerei Langatun ließ ich meinen ersten Messetag ausklingen. Über weitere Highlights und Entdeckungen am Samstag und Sonntag erzähle ich euch im zweiten Teil meiner kleinen Messerundschau.

To be continued….