Die Nachricht war für viele eingefleischte Whisky Fans wie ein Dolchstoß in den Rücken: Der französische Konzern Remy Cointreau gab heute ganz offiziell bekannt, in Kaufverhandlungen mit den Besitzern der Bruichladdich Distillerie getreten zu sein. Dass es sich definitiv nicht um eine Falschmeldung handelte, zeigte die Bestätigung der auf der Insel Islay beheimateten Single Malt Whisky Brennerei.
Zwar gibt es bisher auf der Bruichladdich Homepage weder unter News noch im Blog von Mark Reynier eine Verlautbarung dazu, doch die Welt spricht Twitter ( „it’s a very good thing for the distillery, brand & staff. & the shareholders that took the risk with my hair-brained idea“; “ There will be some raised eyebrows for sure when they see the £. Folk will realise why the board had no option“ – Mark Reynier) und Facebook: Hier wird die knappe Ankündigung von Remy , die aufgrund gesetzlicher Vorschriften nach Aufnahme der Gespräche sofort erfolgen musste, zitiert und um Verständnis gebeten, dass dazu zu diesem Zeitpunkt noch keine weiteren Erklärung seitens der Destillerie möglich seien. So wird denn also jetzt kräftig spekuliert.
Über den 15-Millionen-Euro-Jahresumsatz von Bruichladdich kann der Weltkonzern angesichts seiner eigenen Zahlen nur lächeln, allerdings hätte er mit der Single Malt Brennerei einen weiteren wichtigen Fuß in der Tür zum expandierenden asiatischen Markt. Zudem setzen alle großen Getränkekonzerne derzeit auf das Wachstumspotential ihrer Whiskysegmente: Diageo spricht von geplanten 1,5 Milliarden Pfund, die in den nächsten fünf Jahren dort investiert werden sollen und Pernod Ricard hat erst kürzlich 40 Millionen Pfund für die Entwickung ihres Whiskyprogramms bereitgestellt. So dürfte der Kaufpreis von Bruichladdich, der gerade in den Medien spekulativ zwischen 40 und 45 Millionen Euro gehandelt wird, keine große Anstrengung für Remy Cointreau darstellen, zumal man sich im vergangenen Jahr mit großem Gewinn bewusst von der Champagner-Sparte getrennt hatte.
All diese finanziellen und wirtschaftspolitschen Hintergründe nehmen die Bruichladdich-Fans zwar zur Kenntniss und sind sich natürlich bewusst, dass auch diese Islay-Brennerei ein Wirtschaftsunternehmen ist, das mit Plus und Minus rechnet. Bruichladdich wäre nicht die erste Brennerei, die ihre bis dahin stolz auf der Fahne getragene Unabhängigkeit bei passender Gelegenheit bereitwillig an einen Konzern abtritt: Noch gut im Gedächtnis ist der Whiskywelt die Übernahme der letzten unabhängigen irischen Destillerie Cooleys durch Jim Beam.
Die Entrüstung der Bruichladdich-Fans über die begonnenen Übernahmeverhandungen basiert auf der eigenen emotionalen PR-Strategie der Brennerei, die immer vermittelte: Wir sind in erster Linie eine große Familie mit gegenseitiger sozialer Verpflichtung; uns ist das ursprüngliche Produkt, der handgemachte Whisky wichtig. „We have a dream….,“ seufzte man gemeinsam mit den Maltheads, ein Dram in der Hand und in den Sonnenuntergang blickend. Ein Verkauf der erfolgreichen Brennerei aus rein kommerziellen Gründen würde die bisher vertretene Philosophie ad absurdum führen.