Ardbeg auf Höhenflügen: Experimente im Weltall

Als die Information am 10. April bei der BBC auftauchte, war mancher zunächst versucht, an einen verspäteten Aprilscherz zu denken. Doch da die Verlautbarung dann von anderen Medien ebenfalls verbreitet wurde und auch auf der Homepage von Ardbeg stolz Erwähnung findet, muss sie wohl stimmen: Ardbeg-Moleküle befinden sich seit dem 2. November 2011 zu Forschungszwecken auf der Raumstation ISS. Die Destillerie auf der schottischen Insel Islay war Versuchen gegenüber schon immer aufgeschlossen, doch mit der Beteiligung an einer Testreihe des amerikanischen Konzerns NanoRacks hat sie jetzt den Vogel – pardon: die Rakete abgeschossen.

In allen Whiskyblogs und Spirituosen-Magazinen wird das Ardbeg goes space -Thema in diesen Tagen aufgegriffen und in allen Whiskyforen wird natürlich darüber diskutiert. Der Meinungstrend geht in Richtung: „Die spinnen, die Ardbegianer“ und allgemein hält man es bisher mehr für einen PR-Gag denn für ein ernsthaftes wissenschaftliches Thema. Aber ganz ehrlich: Ist denen das nicht super gelungen? Virales Marketing ist ja wohl das Zauberwort unserer Zeit, das auch hier passt. Und damit der einfallsreiche Selbstläufer weiter fleißig seine Kreise zieht, hat die Meldung natürlich auch hier bei mir ihren Platz.

Aber selbstverständlich soll nicht unerwähnt bleiben, worum es denn den offiziellen Statements nach eigentlich geht: Ziel der Versuche auf der Raumstation ist es, die Interaktionen von Terpenen mit Eichenholz in der Schwerelosigkeit zu beobachten. Diese natürlich vorkommenden chemischen Verbindungen tragen unter anderem wesentlich zur Geschmacksbildung während der Reifezeit des Whiskys in angekohlten Fässern bei. Doch auch auf viele andere Bereiche werden sich die Erkenntnisse anwenden lassen. Vermutlich nicht von ungefähr nennt Michael Johnson von NanoRacks als Beispiel neben Nahrungsmitteln auch Parfüm – Ardbeg gehört seit einiger Zeit zum Konzern Louis Vuitton Moet Hennessy (LVMH), der letztes Jahr angekündigt hat, eine eigene Parfümlinie zu entwickeln.

Als verantwortlicher Leiter, was den Ardbeg-Part angeht, zeichnet kein Geringerer verantwortlich als Dr. Bill Lumsden, bei LVMH als Biochemiker sozusagen der Holzpapst, der sich schon seit langem intensiv mit dem Einfluss des Holzes bei der Reifung auseinandersetzt. Der wissenschaftliche Ansatz des Projektes hat also durchaus Hand und Fuß. Wie bei jeder ordentlichen Studie gibt es natürlich auch eine Kontrollgruppe: Die gleichen Experimente, die in der Schwerelosigkeit der ISS durchgeführt werden, werden auch unter irdischen Verhältnissen wiederholt. Nur ist es mir ehrlich gesagt noch nicht so richtig klar, wieso es wichtig ist, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf die Whiskymoleküle zu testen – es sei denn, Ardbeg plant, künftig seine Warehouses auf dem Mond zu bauen. Aber hoppla – dann wäre es ja gar kein Scotch mehr, der in den Ardbeg-Fässern reift…

Hier geht’s zur Meldung der BBC, die zuerst darüber berichte

 

 

Update 16. August 2012: 

Ardbeg Galileo kommt am 1. September

Natürlich nutzt Ardbeg diese Aktion sogleich als Promotion für die Herausgabe einer neuen Abfüllung. Ardbeg Galileo heißt der Single Malt. Ab 1. September 2012 soll er in deutschen Läden erhältlich sein. Es ist allerdings nicht zu vermuten, dass sich darin Nanopartikel befinden, die jemals durch den Raum geschwebt sind…..