Kein amerikanisches Reinheitsgebot? Von Zimtstangen und Whiskey

In der Whiskywelt herrscht keine Einigkeit darüber, woher der der typische und individuelle Geschmack jeder Marke und jeder Abfüllung denn nun kommt. Über den Grund für einen eventuellen starken Rauchgeschmack wird man sich schnell einig, aber was ist mit den fruchtigen Noten, den Gewürzen, den Gräsern oder dem Leder? „Es ist das Fass, das den Geschmack prägt“, „Es ist das Quellwasser“, „Es ist die Form der Pot Stills“. Irgendwie hat jeder Recht und das Mysterium „Whiskyaroma“ wird wohl (hoffentlich) nie völlig geklärt werden. Worüber sollten wir dann auch noch stundenlang fachsimpeln?

Jetzt habe ich gerade gelesen, dass die Heaven Hill Distilleries in Bardstown, Kentucky, einen neuen Whiskey herausgebracht hat, bei dem die Ursache für eine deutliche Geschmackskomponente unbestreitbar feststeht: Es wird „natural hot cinnamon flavor“ dazugegeben (für die Briten unter Ihnen: flavour). Im Evan Williams Cinnamon Reserve kommt das Zimtaroma also tatsächlich aus Zimtstangen??

Ich habe zweimal hingeschaut, weil ich es nicht recht glauben wollte und auf der Homepage von Heaven Hills nachgeschaut: Es stimmt tatsächlich, der Whiskey wird mit Zusatzstoffen aromatisiert. Aber Achtung: Auch in Deutschland sind „natürliche Aromen“ nicht unbedingt direkte Fruchtauszüge oder ähnliches, sondern aus Aromen zusammengemischt! Was heißt also „natural“? Als bekennende Single-Malt-Liebhaberin entsetzt mich das und ich muss gestehen, dass ich mich bisher kaum mit den Bourbons auseinandergesetzt habe. Sonst würde ich mich über diese Praktik wohl kaum wundern und hätte vermutlich auch schon einen „Red Stag“ probiert, den ich gerade ebenfalls beim Googlen entdeckt habe. Ein Jim Beam mit natürlichen Aromen von Schwarzkirsche.

Das wirft doch die Frage auf: Was darf eigentlich alles in einen Whisky/Whiskey hinein? Ich kann mich an heiße Diskussionen über die Beigabe von Zuckercouleur erinnern, bei denen es immer darum ging, dass man geschmackliche Auswirkungen befürchtete. Aber beim Evan Williams Cinnamon Reserve und Co. werden Zusatzstoffe ja verwendet, um genau diese Auswirkungen herbeizuführen! Wie ist das mit den gesetzlichen Regelungen in den verschiedenen whiskyherstellenden Ländern? Dem werde ich in der nächsten Zeit mal nachgehen, habe ich beschlossen. Das interessiert mich. Und wenn ich schlauer bin, berichte ich Ihnen darüber.